"Oldies Post" feiert Geburtstag

Wöchentliche „Predigten to go“ erfreuen sich großer Beliebtheit

„Oldies-Post“, so nennen wir liebevoll unseren wöchentlichen Service für die Senioren in unserer Gemeinde. Was im letzten April als Initiative gedacht war, im Lockdown die Gemeindeglieder ohne Internetzugang zu erreichen, feiert nun einjähriges Jubiläum. „Uns fielen sofort all die Leute ein, die bestimmt nicht auf die Online-Angebote unserer Kirchengemeinde zugreifen können. Wir wollten sie mit Gottes Wort versorgen und ihnen vermitteln, dass sie nicht vergessen sind!“, berichten Irene und Manuela Winkemann sowie Silke Bergmann, die vor einem Jahr die Aktion ins Leben gerufen haben.

Die „Sonntagsgrüße“ werden an jedem Wochenende verteilt. In der Woche davor wird die Predigt organisiert, lektoriert und in Form gebracht und im Gemeindebüro ausgedruckt. Die einen vom Team beschriften handschriftlich die Umschläge, die anderen gestalten anschließend den Stapel – in der Regel passend zum Inhalt. Gefüllt sind die Umschläge mit einer Predigt, manchmal auch mit einem Anschreiben mit aktuellen Informationen und ermutigenden Worten, einem Bibelvers oder etwas Süßem. Zum gemeinsamen Dekorieren und Verzieren treffen sich die Mitarbeiter wegen Corona schon seit mehreren Monaten nicht mehr, sondern wechseln sich wochenweise ab. Julia ist mit sechs Jahren die Jüngste im Boot. Sie finde es toll, den alten Leuten eine Freude zu machen. Und so hilft sie immer mal wieder mit, die Briefe zu bemalen, zu bekleben oder zum Beispiel mit Kartoffeldruck zu gestalten.

Aus den anfänglich rund 60 Empfängern sind mittlerweile schon über 90 geworden. Hinzu kommen über 30 Briefe, die privat im Oestertal verteilt werden. Die älteren Gemeindeglieder sind dankbar. „Da freut man sich schon die ganze Woche drauf!“, meinte eine Empfängerin freudestrahlend. Eine Frau, deren Mann kürzlich verstorben ist, signalisierte: „Das rettet mich durch diese Zeit!“ Eine andere Frau, ebenfalls vor kurzem erst Witwe geworden, empfand den Bildergruß eines Kindergartenkindes als Wohltat. Manchmal bekommt das Oldies-Post-Team nämlich Unterstützung: So haben vor wenigen Wochen zwei- bis sechsjährige Kinder aus dem evangelischen Familienzentrum „mittendrin“ Bilder für die Senioren gemalt.

War das Team anfangs noch sehr klein, ist es mittlerweile auf elf Mitarbeiter angewachsen. Neu seit diesem Jahr dabei ist Brigitte Decker. Sie freut sich, mitmachen zu können, „weil ich gerne hoffnungsvolle Nachrichten verteile und hoffe, dass die Empfänger in der Coronakrise dadurch ein bisschen gestärkt werden.“ Kürzlich habe sie noch erlebt, dass eine Post-Empfängerin dankbar die Gelegenheit nutzte, sich mal alles von der Seele zu reden. Immer mal wieder ergeben sich Begegnungen auf Abstand an der Haustür oder winken Empfängerinnen fröhlich durchs Küchenfenster oder zeigen einen „Daumen hoch“. „Das ist eine gute Form der Kontaktaufnahme und schafft eine Verbindung zur Gemeinde, um den einen oder anderen mal wiederzusehen. Wir wüssten ja sonst gar nichts von dem anderen“, fügt Silke Bergmann als persönlichen Motivationsgrund an.

Eine Dame zeigte ihren Hefter, in dem sie fleißig alle Predigten sammelt, um sie immer wieder mal zu lesen. Es sei ihr wichtig geworden in dieser Zeit.

Eine andere erzählte, dass sie die gelesen Predigten immer an einen Nachbarn weiterreiche, der alleine lebe und ihrer Meinung nach so etwas brauche.

Eine andere Empfängerin lobte die Mühen, die man sich hier mache. Sie würde immer bis zum Sonntag warten und dann als „Verlängerung“ zum Fernsehgottesdienst die Predigten von der Gemeinde lesen. Fast ein Ritual...

Und weil eine Empfängerin ihrer Nachbarin so nett davon berichtet hatte, wollte diese dann auch dazugehören und hat sich im Gemeindebüro gemeldet.

Eine Frau, deren Mann kürzlich verstorben ist, signalisierte: „Das rettet mich durch diese Zeit!“

Wer ebenfalls kein Internet hat und gern „himmlische Post“ aus der Gemeinde und damit einen frohmachenden und ermutigenden Lichtblick im Corona-Alltag bekommen möchte, kann sich gern im Gemeindebüro melden: Tel. 2088