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Unterstützung für pflegende Angehörige - Kurberatung ...

Eine demente Ehefrau, ein schwerbehindertes Kind, hochbetagte Eltern oder ein Ehepartner, der nach einem schweren Unfall zum Pflegefall wird: Jeden Tag pflegen in Nordrhein-Westfalen hunderttausende Menschen ihre kranken oder alten Angehörigen zuhause. Das ist ein Knochenjob. „Oft verlieren sich pflegende Angehörige in ihrer Aufgabe und arbeiten bis zur Erschöpfung“, sagt Tatjana Cordt, Leiterin des Fachdienstes Kur und Erholung beim Diakonischen Werk des Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg. Die Belastung reicht manchmal sogar über den Tod des Partners hinaus. Tatjana Cordt nennt ein Beispiel und spricht von einer Frau, die auch nach dem Tod ihres dementen Mannes immer wieder aufschreckt, weil sie glaubt, seine Stimme oder seine Schritte zu hören.

„Schon bei den ersten Anzeichen Erschöpfung ist es Zeit für eine Auszeit von der Pflege“, sagt die Fachfrau. Sie hat eine Fortbildung zur Kurberaterin für pflegende Angehörige absolviert. Vor einigen Tagen erhielt sie zusammen mit anderen Beraterinnen und Beratern ihr Zertifikat.  Dazu hatte NRW-Gesundheitsminister Vertreterinnen und Vertreter von Wohlfahrtsverbänden eingeladen.

Tatjana Cordt findet es richtig, dass die NRW-Landesregierung zusammen mit den Wohlfahrtsverbänden über die Qualifizierung von Beraterinnen und Beratern Pflegenden den Zugang zu Kuren und Rehabilitationsmaßnahmen erleichtern will. „Viele der hunderttausend Menschen, die sich um einen kranken oder alten Angehörigen kümmern, wissen nicht, dass sie einen Anspruch auf Kuren haben. Oder sie haben aufgrund der hohen Belastungen nicht die Ruhe, sich um die Antragsstellung zu kümmern“, sagt sie. Zudem sorgten sich viele um die Betreuung ihrer pflegebedürftigen Angehörigen und wüssten nur selten, wo sie den alten Vater, die alte Mutter, ihren Partner oder das kranke Kind angemessen unterbringen könnten. Auch dabei kann Tatjana Cordt helfen.

Dass die Kurmöglichkeiten wenig bekannt sind oder wenig genutzt werden, zeigen die Zahlen: Bisher wurden nach Angaben der Beratungsstellen erst 211 Anträge auf Kuren gestellt, von denen rund 100 bewilligt wurden. Dabei werden in NRW von insgesamt rund 770 000 Pflegebedürftigen etwa 420 000 Menschen zuhause ausschließlich durch Angehörige gepflegt. Das sind mehr als 54 Prozent. Das Land rechnet mit etwa 3500 Kuranträgen.

In Sachen Beratung verfügt Tatjana Cordt bereits über eine langjährige Erfahrung. Seit 2002 hilft sie bei der Antragstellung und anschließend bei der Suche nach einer geeigneten Klinik für die Mutter/Vater-Kind-Kur, Mütterkur oder in Einzelfällen auch bei einer Familienkur.

Bei Fragen wenden sich Interessenten an Tatjana Cordt, Kurberaterin für pflegende Angehörige, Telefonnummer: 02391 / 9540-17. So können sie Beratungstermine in Plettenberg oder in Lüdenscheid vereinbaren.

Projektbeteiligte und Rechtsgrundlage: Umgesetzt wird das Projekt vom Caritasverband für das Erzbistum Paderborn e.V. in Kooperation mit der AW Kur und Erholungs GmbH, Tochtergesellschaft des AWO Bezirksverbandes Westliches Westfalen e.V.. Das Projekt findet in Zusammenarbeit mit der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege statt. Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS) und die Projektträger kooperieren eng mit dem Nordrhein-Westfälischen Heilbäderverband, um ausreichende Angebote für pflegende Angehörige in erreichbarer Nähe vorhalten zu können.

Rechtsgrundlage für die sogenannte „Kur“ sind die §§ 23 und 40 SGB V. Danach können pflegende Angehörige eine dreiwöchige stationäre Vorsorge- oder Reha-Leistung beantragen, um die eigene Gesundheit zu stärken oder wiederherzustellen.

Unterstützung für pflegende Angehörige - Kurberatung ...

Bei einer Veranstaltung im NRW-Gesundheitsministerium überreichte Minister Karl-Josef Laumann Tatjana Cordt ihr Zertifikat. Foto: MAGS-NRW